Samstag, 13. September 2014

Ende Gelände

Buenos dias J


Ich bin jetzt schon eine ganze Weile wieder in Deutschland, genauer genommen ein halbes Jahr, und ich habe es in der ganzen Zeit irgendwie nicht geschafft, den letzten und vielleicht auch wichtigsten Blogeintrag zu schreiben.

Heute vor genau einem Jahr hat die Reise begonnen. Ich kann mich noch ziemlich genau daran erinnern, wie ich aufgelöst am Flughafen stand und die ganze Zeit geweint habe, weil ich doch irgendwie nicht 9000 km weit weg von zu Hause sein wollte.
Aber jetzt weiß ich, dass es genau die richtige Entscheidung gewesen ist!

Die ersten anderthalb Monate waren irgendwie doch ziemlich schwierig. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so starkes Heimweh haben würde und vor allem habe ich nicht mit so einem Kulturschock gerechnet :D


Aber vor allem nach dem Zwischenseminar im November, wo ich die anderen Freiwilligen gesehen habe und danach noch mit meinen Eltern gereist bin, ging es erstaunlich bergauf, sodass ich am Ende sogar nicht mehr nach Hause wollte.




Und jetzt noch einmal, zum 25. Mal und letzten Mal reflektieren:

Den Freiwilligendienst „kulturweit“ kann ich eigentlich allen nur empfehlen J Das Programm ist wirklich gut, man kommt erst einmal von zu Hause raus und ich habe nebenbei auch noch gemerkt, dass ich definitiv keine Lehrerin werden möchte :D
Man kann also somit ein wenig in die Berufswelt reinschnuppern, aber was ich noch viel wichtiger finde, ist, dass man in ein Entwicklungsland oder –region kommt und man einfach die Welt aus ganz anderen Augen sieht.
Als ich wieder in Deutschland war, ist mir so einiges viel klarer geworden.
1  
    1. Mein Kleiderschrank ist echt total überfüllt :D

Aber viel bedeutsamer:
2  2. Wir haben es einfach verdammt gut in Deutschland!

-          Alles ist total sauber

-          den Leuten geht es (im Vergleich zu anderen Ländern) richtig gut

-          alles ist geregelt (wenn auch ein bisschen zu streng)

-          die Leute sind echt nett! :D (bei meiner Ankunft hätte ich den ganzen Flughafen umarmen können, weil alle so freundlich waren und gelächelt haben!)

-          wir haben Perspektive! Wir wachsen in einer Gesellschaft auf, in der wir (meistens) alles in unserem Leben erreichen können, wenn wir es wollen. Für uns ist es keine Besonderheit, wenn man in den Urlaub nach Italien fährt, einen Schüleraustausch in Frankreich macht oder ein Auslandssemester in Kanada. Wir sind irgendwie auch selbst für unsere Zukunft verantwortlich.

-          Es ist alles wirklich komfortabel!
Erst vor einer Woche hat sich meine Mutter beschwert, dass sie im Nachtzug mit 2 anderen Leuten in einem Abteil fahren muss. Aber als ich dann lachend meinte, dass ich mit quasi 200 Menschen 28 Stunden gefahren bin, war sie dann doch ruhig :D

-          Und die Deutsche Bahn ist einfach ein Traum. Ich habe mich zwar selbst sehr schnell wieder daran gewöhnt, dass mich die Verspätungen jedes Mal aufs Neue wieder aufregen, aber wenigstens werden wir darüber aufgeklärt, dass der Zug Verspätung hat.


3  3. Die Welt ist viel zu groß, als dass man im Sommer 2 Wochen jeden Tag in Italien nur am Strand liegen sollte. Es gibt unglaublich viele verschiedene Kulturen, die man nicht kennt (vielleicht auch nicht kennen will), aber ich bin durch ein halbes Jahr Sibirien auf jeden Fall offener für neue Erfahrungen, Kulturen, Ängste, Freude und vor allem Leute geworden J


In den 6 Monaten gab es viele Höhen, aber auch viele Tiefen. Mit den richtigen Leuten und der richtigen Einstellung schafft man aber alles! J
Und so würd ich mich auch noch ein Jahr später noch einmal für kulturweit entscheiden.
Man sammelt Erfahrungen, die keiner einem nehmen kann, man bekommt eine einmalige Chance, die Welt von einer anderen Seite zu sehen und man findet Freunde fürs Leben!

Miss u :**
Du hast das FSJ richtig gerockt! :D
Beste Königstiger :* 
Linaaa :* Quasi ein halbes Jahr Nachbarn!
My favourite Alkashka :*
You really made my stay!!
I miss u soo so much :( Hope to see you soon :*


Also Freunde der Nacht, jammert nicht rum, schwingt die Hufen und erkundet die Welt!







                                                                                                                                       

Freitag, 31. Januar 2014

Tiga Tundra und Tschita

Hallöchen :)

Der Januar ist jetzt auch schon vorbei und ich bin nur noch einen Monat in Tschita. Mir gefällts mittlerweile echt gut hier und im Gegensatz zum Anfang, könnt ich mir doch vorstellen, ein bisschen länger hier zu bleiben. Das hab ich vor allem meinen Freunden hier zu verdanken, die Non-Stop Unternehmungen planen :)

Anfang Januar war ich mit Marina, Yulia, Dorzhik, Alexej und Sergej in dem archäologischen Gebiet Menza.
Die Anderen sind bereits am 6. Januar dorthin gefahren und so musste ich am 8. alleine fahren.
Es hieß dann erstmal 8 Stunden Maschrutka fahren, bis ich in dem Dorf Chikoi bei der Adresse rausgelassen wurde, die mir Marina aufgeschrieben hat. Ich stand also vor dem Haus von dem Mann (Alexej Petrovich), der mich weiter aufs Land fahren würde.
Die Weite der Taiga
Alexej und seine Frau haben mich dann erstmal auf einen Tee in die Küche eingeladen, wo sie mir auch etwas zum Essen angeboten haben. Eine Schale voller Knochen vom Rind und noch irgendetwas anderes, was aus Schweinefuß gemacht wurde, wie sie mir erklärt haben. Ich habe dann kurzerhand entschlossen, Vegetarier zu sein und hab dankend abgelehnt :D

Dann sind wir mit einem Truck über Felder nach Menza gefahren. Den Ort kennen selbst die Leute aus Tschita nicht, da eigentlich nur Archäologen dahin fahren, um dort auszugraben.
Wir sind aber nicht aus archäologischen Gründen nach Menza gefahren, sondern einfach nur um ein bisschen vom Land zu sehen und aus Tschita raus zukommen :)
Der Fluss war dann aber doch ziemlich gefroren..
Da Menza also ziemlich außerhalb liegt, gab es natürlich keine Straßen sondern nur Wege bzw. zugefrorene Flüsse... Als ich dann doch etwas skeptisch Alexej gefragt habe, woher er denn weiß, ob das Eis des
Flusses überhaupt dick genug ist, um drüber zu fahren, meinte dieser nur soetwas wie "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!" Wenn wir dann zwischendurch mittem auf dem Fluss angehalten haben, um ein Foto zu machen, wurd mir doch etwas komisch.
Aber letztendlich sind wir Heile in Menza angekommen, wo die Marina und Co uns schon erwartet haben.

Die nächsten drei Tage haben wir zu sechst in einer Holzhütte gewohnt, die man selbst heizen musste. Nachts war es dann so kalt, dass das Wasser in den Eimern gefroren ist :D Das Wasser zum Kochen und Waschen mussten wir aus dem Fluss holen, der aber natürlich bei -35°C zugefrorer war. Die Jungs haben gleich zu
Anfang ein Loch im Fluss gemacht, das aber nach nur kurzer Zeit wieder zugefroren ist und so mussten wir jedes Mal erneut ein Loch machen, um an Wasser zu kommen. Wenn man dann einmal ein Loch hatte durfte man echt nicht zu lange warten, da das Eis binnen 10 Sekunden wieder zugefroren ist :D
Der Versuch an Wasser zu kommen
Die heißgeliebte Toilette

Es waren also ganz lustige Umstände. Nur die "Toilette", die sich 5 Minuten vom Haus entfernt befand, fand ich nicht ganz so lustig.. Ein Holzgestell mit einem Loch im Boden. Ich hab mir also immer mindestens 3 Mal überlegt, ob ich wirklich was essen oder trinken will :D


 



Alleine mitten in der russischen Pampa sind wir dann spazieren und wandern gegangen, und einmal ging es auch in die Banja (zum Abkühlen gings in den Schnee).





Ganz so allein waren wir dann aber doch nicht, wie
sich eines Abends herausgestellt hat. Zwei betrunkene Fischer haben an die Tür geklopft und sind dann erstmal für eine Weile da geblieben. Wir haben mit ihnen gegessen und uns unterhalten, bis wir dann doch schlafen wollten und die beiden gehen mussten.



Am nächsten Tag hat uns Alexej Petrovich wieder mit seinem Truck abgeholt. Allerdings gab es nur 5 Plätze für sieben Leute und so haben Dorzhik und ich beschlossen, es uns zwischen dem Gepäck auf der Tragefläche gemütlich zu machen :D Mit 4 Pullovern und zwei Jacken wurd es trotz Fahrtwind bei sibirischen Temperaturen nicht kalt. Wir sind dann erst eine Stunde wieder nach Chikoi gefahren und von dort aus wieder 8 Stunden mit Maschrutka nach Tschita.



 
Lange bin ich aber nicht in Tschita geblieben, da Marina und ich eine Woche später zu einer Freundin nach
Aginskoe gefahren sind, wo wir übers Wochenende geblieben sind. Wir haben zusammen gekocht, uns die Stadt angeguckt und den Dazan und ein Museum besichtigt :)
Auch in Aginskoe, was ziemlich ländlich gelegen ist, gab es kein Badezimmer im Haus, d.h dass nicht nur die "Toilette" auf dem Hof war, sondern man zum Waschen entweder in die Banja der Eltern gehen musste, oder aber ins Schwimmbad :D



Wenn ich dann mal in Tschita bin, treffe ich mich fast jeden Tag mit Marina und ihren Freunden. Wir kochen zusammen und versuchen uns gegenseitig mehr oder weniger Deutsch und Russisch beizubringen :D
An den regelmäßigen Strom- und Wasserausfall hab ich mich eigentlich schon gewöhnt und auch sonst ist für mich hier alles normal geworden.
Mittlerweile gehe ich sogar regelmäßig zum Step Aerobic, aber ich bin echt froh, wenn das Gehopse ein Ende hat :D Das ist wirklich nicht mein Sport und ich muss jedes Mal über mich selbst lachen, wenn ich mir vorstelle, wie komisch ich aussehen muss (Es gibt Gott sei Dank keine Spiegel!)
In der Schule hab ich regelmäßig zwei Klassen, die ich unterrichte. Eine 5. und eine 8. Klasse, wobei mir die pubertierenden Schüler manchmal meine Nerven rauben! Ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Klasse so schrecklich war :D
In der 5. Klasse hingegen sind sie eher etwas zu ruhig, da 50% der Mädchen malen.. Aber wenigstens schreien sie dabei nicht rum. In dieser Klasse gibt es einen Jungen, der "Stiopa" heißt. Ich bin bei den Namen aber immer noch nicht so sicher und hab ihn ausversehen einmal "Schopa" genannt, was so viel wie "Arsch" bedeutet... Aber ich glaube, dass er es nicht gehört hat. Ich hoffe es auf jeden Fall. Jedenfalls hat er in der Stunde an diesem Tag wirklich gut mitgearbeitet :D

So, dann bin ich gespannt, was im Februar noch so auf mich zukommt und dann heißt es Home sweet Home.
Bis bald :)

Natalie

Samstag, 11. Januar 2014

Weihnachtsstimmung in Sibirien

Buenos Dias!

In meinem Mülleimer hatte der Weihnachtsbaum leider wenig Halt
Am 23. Dezember kam ein weiterer Star nach Tschita: Meine Cousine Julia aus Polen hat mich über die Winterferien in Sibirien besucht.
Am ersten Tag hatten wirs noch sibirische -35°C, was aber von Tag zu Tag wärmer wurde und so war Julia auf der einen Seite etwas enttäuscht, nur -20°C zu haben, aber auf der anderen Seite ganz froh, weil so die Wimpern wenigstens nicht mehr eingefroren sind.
Nachdem ich ihr ein bisschen die Stadt gezeigt habe, ging es in den Supermarkt die Weihnachtseinkäufe erledigen.
Neben unserm Weihnachtsbaum, der eher einem Ast als einem Baum glich, haben wir aber eher wenig produktives für unser Weihnachtsessen gekauft und so wollten wir am nächsten Morgen früher raus.



Weihnachten
Es war das erste Mal, dass wir am 24. Dezember vor unseren Eltern wach waren. Nach deutscher Zeit waren wir allgemein noch nie so früh am Tag von Heilig Abend wach.. Nach sibirischer Zeit war es dann
aber doch schon 12 Uhr, als wir dann so langsam aufgestiegen sind.
Als wir uns dann mit ein bisschen Weihnachtsstimmung einstimmen wollten (was echt nicht so einfach war, in Tschita noch nichtmals die Weihnachtsdeko weihnachtlich sondern einfach nur kitschig aussah :D), überkam uns bei dem Text "So this is Christmas, and what have you done" dann doch das schlechte Gewissen, weil wir bis zu dem Zeitpunkt nichts gemacht haben.
Nachdem wir dann alles eingekauft haben, haben wir dann in aller Ruhe gekocht und es uns anschließend in meinem Zimmer gemütlich gemacht.

Unser Essen wurd im Laufe des Abends aber eher kalt gegessen, weil wir es irgendwie immer wieder geschafft haben, vor Lachen nicht essen zu können :D
Es war also ein echt anderes Weihnachten als sonst.
Jahre lang hab ich auf mein erstes Weihnachten gewartet, an dem ich keinen Karpfen in 50 verschiedenen Varianten essen muss, der mir in der Vorweihnachtszeit noch ein entspannendes Bad verwährt hat, weil der Fisch natürlich 2 Tage vorher noch in der eigenen Badewanne schwimmen muss, aber letztendlich hat es mir doch gefehlt.
Wir hatten ein echt entspanntes Weihnachten, aber es hat sich nicht wirklich wie Weihnachten angefühlt, weil doch irgendwie die Familie und der ganze Stress drum herum gefehlt hat.
Also freu ich mich jetzt schon auf das nächste Weihnachten, in der Hoffnung, dass meine Familie erbarmen mit mir hat und es vielleicht neben Karpfen doch noch etwas Leckeres gibt.

Silvester
Langlaufski mit Sergej, Marina und Julia
In Russland ist nicht wie bei uns Weihnachten DER Feiertag, sondern Silvester alias Nowy God.
Deswegen wollten wir Silvester mal auf die russische Weise erleben und haben es mit meiner Gastfamilie verbracht.
Allgemein feiert mein Silvester eine Woche vorher und auch noch eine Woche nachher, damit man es auch mit wirklich allen Leuten feiert :D
Das gilt auch für das Feuerwerk und so haben wir bereits am Morgen beim Kaffee aufs neue Jahr anstoßen können. Und auch noch Tage später, weil einfach immer mal wieder zwischen durch irgendjemand ein Feuerwerk hat steigen lassen.
Abends ging es dann also zur Familie, wo wir ein bisschen beim Kochen geholfen haben.
Silvesterfeier mit Freunden
Wirklich besonders fand ich den Feiertag allerdings nicht: Wir haben gegessen und nebenbei lief der Fernseher. Kurz vor 0:00 Uhr haben wir uns dann die Präsidentenrede angehört, bzw. Julia und ich eher angeguckt, und dann ging es kurze Zeit später nach draußen sich das Feuerwerk angucken.
Ich kann von Glück reden, dass ich noch Lebe :D Man sollte den Leuten beim Verkauf von Feuerwerkskörpern vielleicht eine Anleitung hinzufügen.. Das Feuerwerk war einfach überall und so sind mehrere Male wenige Meter neben uns Feuerwerkskörper explodiert.
Heilfroh, noch am Leben zu sein, sind meine Cousine und ich dann um halb 2 zum Platz gegangen, wo wir Marina und andere Freunde getroffen haben, mit denen wir dann den Rest der Nacht verbracht haben.

Eisbahn auf dem Leninplatz
Die erste Reise im neuen Jahr
Am 2. Januar sollte es dann nach Baikalsk zum Baikalsee gehen.
Ein paar Tage zu vor haben wir unsere Zugtickets gekauft. Stolz wie ein Pfau haben wir uns gefreut, dass wirs ganz ohne Wörterbuch geschafft haben... Fast, weil wir leider nicht bemerkt haben, dass unser Nachname wieder falsch geschrieben wurde. Man sollte eigentlich meinen, dass man aus seinen Fehlern lernt, aber weder Julia, die auf ihrem Visum Tjebicka hieß, noch ich (mein Nachname wurde bereits auf meinem Flugticket zum Zwischenseminar falsch geschrieben) haben darauf geachtet.
Getarnt als Julia und Natalie Trzebucki ging es dann zum Bahnhof. Nach dem Motto "Immer schön lächeln und freundlich sein" haben wirs auch problemlos in den Zug geschafft, wo wir unsere Plätze ganz hinten neben dem Klo und Raucherbereich hatten. Ein Traum für Kopfschmerzen!
Bahnhof in Baikalsk

Am nächsten Tag sollten wir um 16:00 in Baikalsk ankommen. Um kurz vor 4 haben wir uns dann schön in
unsere Winterklamotten eingepackt, um bloß nicht ermahnt zu werden, dass wir uns beeilen sollen, weil der Zug nur 1 Minute halten sollte.
Dabei haben wir leider nicht mit einberechnet, dass wir eine Stunde zurückgefahren sind. Es war also erst 15:00 Uhr und so saßen wir eine Stunde lang in voller Wintermontur im 28°C warmen Zug.

In Baikalsk haben wir uns eine Wohnung gemietet bzw. Marina aus Tschita hat sie für uns gemietet. Es sah dort exakt so aus, wie bei meiner Babcia in Polen, aber für die paar Tage war es voll und ganz in Ordnung :)
Unsere Aussicht aus der Wohnung aufs Skigebiet

Die Tage am Baikalsee gingen echt schnell vorbei.

Am 1. Tag waren wir im Skigebiet Ski und Snowboard fahren. Das Wetter war richtig schön sonnig und auch das Skigebiet war echt gut. Das beste war aber mit Abstand die Aussicht! Wenn man die Pisten runtergefahren ist, ist man direkt auf den Baikalsee hinzugefahren. Einfach der Wahnsinn.
Auf dem Lift haben wir dann auch einen Mann kennen gelernt, der mit einer Gruppe von Managern (der Baikalsee scheint die Manager anzuziehen) im Skiurlaub war und uns später in die Banja eingeladen hat.
Die Gruppe bestand allerdings aus 18 Männern und zwei Frauen, weswegen wir uns dann doch entschieden haben, müde zu sein und das Angebot dankend abgelehnt haben.
Die nächste Einladung ließ aber auch nicht lange auf sich warten.
Wir waren in einem Restaurant, haben gegessen und uns unterhalten und auf einmal kam ein Mann und wollte uns in den Zoo einladen um sich Affen anzugucken. Ich weiß nicht, ob das eine russische Metapher war, aber in dem Ort war meiner Meinung nach weit und breit kein Zoo. Also haben wir auch da lächelnd abgesagt.


Am Abend sind Julia und ich dann am Baikal spazieren gegangen und da hatte ich wirklich zum ersten Mal ein richtiges Sibirienfeeling: Tosender Baikal, Schneesturm, 1 meter Tiefschnee und weit und breit keine Menschenseele zu sehen.

Erste Ansätze vom gefrorenem Baikal


















Am 6. Januar ging es auch schon wieder zurück nach Tschita. Als wir der Vermieterin die Wohnungsschlüssel wiedergegeben haben, hat sie uns noch zum Abschied eine baldige schöne Hochzeit gewünscht, weil es ja mit 20 und 24 Jahren höchste Zeit wäre...
Für russische Verhältnisse sind wir wirklich schon in dem Alter, in dem man heiraten sollte.

Am nächsten Tag ist meine Cousine dann auch wieder nach Polen geflogen. Es war echt schön sie wieder zusehen und ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mich besucht hat :)
Außerdem war es auch echt interessant, die Eindrücke von anderen über die Situation hier zu hören:
- für sie sieht es auch so aus wie im 2. Weltkrieg
- das Personal ist häufig nicht sehr freundlich
- die Luft ist total trocken
- die Leute drängeln sehr oft und kommen einem dabei viel zu nah
- meine Freunde hier sind echt suuuuper :)

Für mich heißt es jetzt noch, die letzten Ferientage zu genießen und dann mit Motivation in die Arbeit zu starten, sodass die letzten Wochen auch schnell vorbei gehen :)

Tschussikowski
Natalie

Montag, 23. Dezember 2013

Getting attached

Einen wunderschönen russischen Abend allerseits!


Die Zeit vergeht im Moment echt wie im Fluge und so langsam aber sicher kann ich auch von mir behaupten, dass ich mich endlich hier eingelebt habe und mich wohl fühle. Hat ein bisschen gedauert, aber besser spät als nie! :D


Mitlerweile beträgt die Durchschnittstemperatur im schönem Sibirien um die -30°C und es wird noch kälter. Aber ich muss sagen, dass es gar nicht so schlimm ist.
Rückblickend war die Zeit echt schön, als meine Haare draußen nicht eingefroren und weiß waren, aber man gewöhnt sich an alles^^
Dank meiner super-duper-ultra Kleidung aus Deutschland ist mir immer warm :) Nur die Leute gucken mich auf der Straße so an, wie wenn ich vom Mars kommen würde. Zugegebener Maßen seh ich auch so aus, aber dafür hab ich wenigstens nicht ein ganzes Rudel von Füchsen, Nerze oder Hasen auf dem Gewissen wie der Rest der Bevölkerung hier.
Mit meiner Froschgrünen Jacke und meinen Eskimoschuhen fall ich also wirklich sehr aus dem Konzept. Wenn ich mir selbst in Deutschland begegnen würde, würde ich mich vielleicht auch so angucken :D Aber es ist ganz lustig und so kommt man mit vielen Leuten ins Gespräch ^^

Beim Schuhkauf auf dem Babuschkamarkt
Was mein ganzes Aussehen noch mehr abrundet, ist mein neuer "Haarschnitt" ...
Eines wunderschönen Abends saßen wir zusammen mit Flavia und Marina zusammen und irgendwie hatte ich Lust, meine Haare schneiden zu lassen. Aber es sollten nur die Spitzen werden.
Flavia hat dann der Übermut gepackt und gleich nach dem ersten Schnitt mit der Bastelscheere waren ca. 15 cm weg.. Während die beiden so ihren Spaß mit meinen Haaren hatten, hab ich so langsam die Krise bekommen und wollte, dass es einfach nur so schnell wie möglich vorbei ist.
Als das Werk dann vollbracht war und meine Haare nun etwa schulterlang waren, hab ich mich echt gefragt, warum ich nicht einfach direkt zum Friseur gegangen bin.
Die Antwort darauf bekam ich direkt am nächsten Tag.
Ich bin zum Friseur gegangen, um etwas Schnitt in die ganze Geschichte zu bringen.
Naja, um das ganze mal zusammenzufassen.. Die Moral aus der Geschicht: Vertrau den russischen Friseuren nicht!
Ich weiß wirklich nicht, was die Friseurin sich dabei gedacht hat, aber meine Haare sind eine Mischung aus abgehacktem Pilzkopf und der Mutter von Prinz Eisenherz.
Zum ersten Mal hier hab ich mir gewünscht, länger zu bleiben, damit meine Haare mehr Zeit zum Wachsen haben :D

Aber ansonsten gehts mir guti :)
Ich erleb hier echt viele coole Sachen und bin froh, in Sibirien gelandet zu sein.

Frühstücken in der Küche, Badezimmer und Wohnzimmer in einem!
Toilettchen draußen auf dem Hof..


Vor einer Woche waren wir auf dem Land reiten. Das war einfach der hammer! Wir sind morgens mit dem Bus nach бурген gefahren (die Fenster waren bei -35°C natürlich gefroren) und zwei Stunden später in dem kleinem Dörfchen angekommen. Weil es noch zu kalt war, sind wir erstmal zu dem Mann, dem die Pferde gehören, ins Haus gegangen und haben dort gefrühstückt.


Um 11 Uhr gings dann los aufs Pferd. Zunächst ganz gemütlich im Spaziermodus, aber als wir dann auf dem Berg waren, hieß es auf einmal Galoppieren.
In meinem Leben bin ich vielleicht ein mal für 5 Sekunden mit 12 Jahren galoppiert und so war es schon echt ungewohnt, aber einfach ein echt geiles Gefühl. Jedes mal beim Galoppieren musste ich einfach laut lachen, weil es so viel Spaß gemacht hat, so unglaublich toll war und ich einfach total glücklich war.
Den Namen meines Pferdes konnte ich mir leider nicht merken.. Ich wusste nur irgendwas mit "B" und so hieß mein Pferd dann für mich Babuschka.
Babuschka und ich haben uns auch die ganze Zeit super verstanden nur zwischendurch hatte das Tier anscheinend Lust, gegen Bäume zu laufen :D und so sehen meine Knie wie nach 3 Stunden Handball aus.

Nach 6 Stunden reiten war ich dann aber doch ein wenig froh, wieder auf festem Boden zu stehen. Es war echt unbeschreiblich aber auch irgendwie anstrengend, was ich davor nicht gedacht hatte.
Aber es war nie zu kalt. Man nehme drei Leggings, drei Paar Socken, eine Skihose, ein Sportunterhemd, einen Thermosweater, einen Pulli, einen Kamelgürtel um die Nieren, Stulpen, ein Paar dünne Handschuhe in den dicken Handschuhen, ein Halstuch, einen Wollschal, eine Russenmütze, eine Froschjacke und ein Paar Valenkis vom Babuschkamarkt und man ist gut versorgt. Dass ich mich noch bewegen konnte grenzte auch an ein Wunder :D
Uuund das einzige, was von Babuschka gefallen ist, waren meine Handschuhe! Ich hab zwischendurch immer wieder versucht Fotos zu machen und da war es dann etwas kompliziert alles zu halten.
Aber ich bin heile und komplett im Wohnheim angekommen. Die Tage darauf war ich definitiv nicht ganz "heile" :D
Diese Schmerzen danach, waren einfach unglaublich.. Ich hab mich gefühlt wie ne 100-jährige Oma und so bin ich auch gegangen. Treppen waren gaaaaanz schlecht :D Wer den Spruch "Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde" ins Leben geruft hat, hat definitiv nicht die Schmerzen berücksichtigt.

Gestern war dann das Gegenprogramm: Entspannen im Luxus-Resort.
Eine Freundin, Svetlana, hatte Geburtstag. um 13 Uhr sind wir dann mit anderen Freunden zusammen Schlittschuh gefahren.
Danach ging es dann ins Resort, wo Sveta eine Lounge gebucht hat: Sitzbereich, Tanzbereich, Karaoke, Whirlpool, Saune mit Dampf, "normale" Sauna, Badebereich, Dusche und und und..
Ein Traum!
Anschließend ging es dann noch zu Olga, den Abend auf russische Weise ausklingen lassen.
Auf dem Weg nach Hause, waren Marina und ich noch 5 Minuten draußen vor dem Wohnheim und in der Zeit ist dann fast alles in meinem Rucksack eingefroren :D Alles, was in Berührung mit meinen Badesachen gekommen ist, war hart. Meine Abschminktücher waren anschließend auch eher Steine :D



In Weihnachtsstimmung bin ich noch nicht ganz gekommen. Wir hatten eine Weihnachtsfeier an der Universität, die allerdings eher lustig als weihnachtlich war :D
Die Studenten und Schüler haben deutsche Weihnachtslieder gehört und ich hab schon lange nicht mehr jemanden so schlecht singen hören (das letzte Mal meinen Vater in Deutschland :D)
Aber umso lustiger wars :)
Das Lied war "Eine Muh, eine Mäh, eine Täterätätä, Was das Ganze mit Weihnachten zu tun hatte, weiß ich selber nicht :D

In ein paar Stunden hol ich meine Cousine Julia vom Flughafen ab und wir werden die Weihnachtszeit zusammen hier verbringen.
Schabernack ist vorprogrammiert und ich kanns kaum erwarten :)

Euch allen eine schöne Weihnachtszeit und Frohe Weihnachten :)
Und jammert nicht bei +5°C, dass euch kalt ist! :D

Bis dahin
Prinz Eisenherz' Mutter

Freitag, 6. Dezember 2013

Zurück in die Zivilisation

Hallöle :)

Kaum war ich zwei Wochen nach meiner Reise vom Baikal wieder in Tschita, gings auch wieder weiter auf den nächsten Trip rund ums Zwischenseminar.

Das Abenteuer fing aber schon an, bevor die Reise überhaupt losging, denn... zwei Wochen vor meinem geplantem Flug ist mir aufgefallen, dass mein Nachname auf meinem Ticket falsch geschrieben war. Ich hieß dann also Trezebicki (dem ein oder anderem wird der Fehler vielleicht nicht auffallen, aber es ist ein e zu viel :D) und mir ist es beim Kauf auch nicht aufgefallen.
Nach zahlreichen Reisebürobesuchen und verschiedenen Aussagen, dass ich 100 Euro zahlen darf, hat mich meine russische Supermama beim nächsten Reisebürobesuch begleitet und dann ein Angebot rausgeholt:
Ich breche mir mein Bein, kann mein Ticket abgeben, krieg ein Neues und muss nur die Differenz der Tickets bezahlen. Nichts leichter als das!
In der Praxis hat meine Gastmutter dann ihre Freundin, die Ärztin ist, gebeten, mir ein Atest auszustellen und so konnte ich dann für 5 Euronen ein "richtiges" Flugticket bekommen. :) Russische Mentalität sei Dank!

Am 14. November bin ich dann morgens zum Flughafen gefahren. In der "Abflughalle" (besteht aus einem Zimmer und die Durchsagen werden durch Frauen, die die Gänge hoch und runter laufen ersetzt) hat sich ein 26-jähriger Russe zu mir gesellt. Er meinte, dass er Profibasketballer aus Jekaterinenburg sei und ein wichtiges Meeting in Tschita hatte. Von der einen auf die andere Minute kam er auf die Idee, dass ich ja mit meinen 20 Jahren auch so langsam mal heiraten könnte und wenn ich dann schonmal hier bin, am besten gleich einen Russen! :D
Dann wurde aber auch schon sein Flug angekündigt und unsere Wege haben sich getrennt. Schade aber auch...



Der erste Stopp der Reise war St. Petersburg, wo ich Merle und Svenja getroffen haben (zwei weitere kulturweit-Freiwillige).

Errimitage
Die Zeit in St. Petersburg haben wir größtenteils mit Sightseeing verbracht, womit man eigentlich ein ganzes Jahr mit beschäftigt sein könnte, weil es einfach hunderte Schlösser, Paläste und Kirchen gibt.
Für mich war Petersburg echt ein ganz anderes Russland. Viele Leute, viele Geschäfte, viele Cafes und vor allem gepflegtere Gebäude.
Nach 211 Stufen auf der Issak Kathedrale
Von dem geplantem Feiern wurd irgendwie eher weniger, weil wir von
dem ganzem Gelatsche jeden Tag kaputt waren und mir mein Jetlag doch ein wenig zu schaffen gemacht hat :D Um 22 Uhr war für mich oft Schicht im Schacht und am nächsten Morgen war ich wieder um 7 Uhr top fit, weil es da in Tschita ja schon eigentlich Mittag war. Aber hey! Der frühe Vogel fängt den Wurm, wie ich Merle und Svenja jeden Morgen versucht habe beizubringen, die von meiner morgendlichen Motivation nicht so begeistert waren :D


Nach 3 Tagen Fünf-Millionen-Stadt ging es am Sonntag nach 4 Stunden Schlaf mit dem Zug nach Helsinki, wo 600.000 Menschen leben.
Allein das Hostel da zu finden, hat sich wieder als äußerst amüsant herausgestellt. Den richtigen Bus zu unserer Unterkunft haben wir noch gefunden, allerdings haben wir nicht darauf geachtet, wo wir aussteigen müssen und so hat der Busfahrer uns an einer Haltestelle rausgelassen, wo weit und breit kein Hostel zu sehen war, weil wir 10 km Außerhalb waren.
Als wir dann aber eine ältere Finnin nach dem Hostel gefragt haben, hat sie uns direkt angeboten, uns mit ihrem Auto dorthin zu fahren :)
Sie bestand dann auch noch darauf zu sehen, ob wir es auch wirklich bis aufs Zimmer schaffen und hat sich dann nach unserem Check-In von uns verabschiedet.

Nuksio Nationalpark
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es auch bei strahlend blauem Himmel mit unserer Wandertour los :D
Wir sind mit Bus und Bahn ca. ein Stündchen zum Nuksio Nationalpark gefahren.
Und es war einfach nur unglaublich schön :) In dem Nationalpark waren sehr viele Seen und kleine Berge und trotz Merles Absatzschuhen (ich frag mich immernoch wie du das geschafft hast! :D) haben wir uns nach der ersten geschafften Wanderstrecke gleich an die nächste gemacht. An dieser Stelle erinner ich mich auch gerne wieder an Svenjas Koordination und Fröhlichkeit umso länger wir gelaufen sind :D











Den nächsten Tag wollten wir in Helsinki mit Stadterkundung verbrigen. Wie gesagt.. "wollten", weil es
dort nicht so viele Sehenswürdigkeiten gibt (der Bahnhof wird als 4. Sehenswürdigkeit angegeben...) und so MUSSTEN wir einfach auf die Geschäfte ausweichen..
Ich hab mich höher als im 7. Himmel gefühlt, weil es in Tschita nicht so viele Einkaufsmöglichkeiten gibt, weil es hier 1. unglaublich teuer ist (ich weiß wirklich nicht, wie die Leute sich das hier leisten) und 2. ich nicht so auf Röckchen und Pelz stehe :D
Shoppingstraße mit vielen sehenswerten Geschäften ;)
Den letzten Tag in Helsinki haben wir eigentlich damit verbracht, durch die Gegend zu schlendern und auch dabei haben sich die Finnen als sehr freundlich herausgestellt, weil wenn wir nach dem Weg gefragt haben, die Leute uns so gut wie zum Ziel begleitet haben.

Am Mittwochmorgen sollten wir um 6:30 am Hafen sein, da unsere Fähre um 7:30 nach Tallinn ablegen sollte.
Nachdem wir also mit hängen und würgen unsere Koffer irgendwie zubekommen haben, sind wir um 5 Uhr vom Hostel zur Metro losgestratzt.


Im Internet haben wir uns bereits zuvor die Verbindung zum Hafen herausgesucht und so sollten wir eigentlich nach 30 min da sein.
Leider sind wir aber erst einmal in die falsche Richtung gefahren und als wir um 6:00 immer noch nicht an der richtigen Haltestelle waren, sind wir ausgestiegen und haben nachgefragt, wie wir zum Hafen kommen.
Kurze Zeit später saßen wir in der nächsten Metro und hielten nach Hafenschilder ausschau (die Person meinte, dass wir so am besten wissen, wann wir aussteigen sollen) als wir dann aber um 6:30 immer noch keine Schilder gesehen haben, wurden wir ein bisschen nervös und haben wieder in der Metro nachgefragt. Wir waren in der falschen Linie. Wieder aussteigen, auf die andere Seite und wieder in die Metro.
Um kurz vor 7 hatten wir so langsam echt ein bisschen Bedenken, weil wir vor einer halben Stunde bereits hätten einchecken müssen und unsere Fähre in 30 min ablegen sollte.
Also haben wir noch mal nachgefragt und wir waren anscheinend wieder in der falschen Metro, weil es letztendlich zwei Häfen gibt.
Das ganze Hin und Her hatten wir so langsam satt, sind ausgestiegen und haben ein Taxi genommen :D
Als wir dann alle unser Ticket am Schalter erhalten haben, ging es gemütlich Richtung Schiff, bis eine Durchsage erst auf Finnisch, dann auf Schwedisch und zum Schluss noch auf Englisch kam. Ich hab nur Merle und Svenja schreiend losrennen sehen und hab erst nicht verstanden was los war… Bis ich dann die Ansage verinnerlicht habe und „… Boarding has ended, the gates are closed“ verstanden habe.
Nach 5 Minuten Sprint mit dem 30-Kilo-Koffer haben wir es dann doch noch irgendwie geschafft und fuhren Richtung Tallinn zum Zwischenseminar.

Russische Botschaft
Zwei Stunden später waren wir dann in Tallinn auf dem Weg zur russischen Botschaft, um unser Visum zu verlängern, da man vorab nur ein Visum für 3 Monate bekommt und dieses außerhalb Russlands verlängern
muss.
Um kurz nach 10 sind wir dann in der Botschaft angekommen, wo wir erfahren haben, dass die Anträge nur bis 10 Uhr angenommen werden. Wir dachten wirklich, dass der Tag nicht mehr schlimmer werden kann. ABER: Schlimmer geht immer!
Unsere Dokumente waren unvollständig, weil wir noch einen elektronisch ausgefüllten Antrag inklusive Passfoto brauchten.
Die gute Nachricht war, dass die Frau auf uns warten wollte.
Wir sind also zum nächsten Reisebüro gelaufen um dort die Anträge ausfüllen zu lassen.
Merle und ich brauchten dann allerdings noch ein Passfoto. Kein Problem, dachten wir uns und wollten die nächste Fotobox aufsuchen, die aber anscheinend in Tallinn nicht existiert, laut Einwohner.
Nach 1 Stunde hin und her laufen, fahren, fluchen und schreien, sind wir in einem Tiergeschäft gelandet, wo man anscheinend auch Fotos machen lassen konnte. (Es war in dem russischem Viertel…)
Mit den Fotos in der Tasche wurde unser Tagessprint fortgesetzt und es ging zurück in die Botschaft. Ich konnte mein Visum direkt beantragen, allerdings hatten die anderen beiden Freiwilligen einige Probleme damit, die sich aber nach nervenaufreibenden Telefonaten zu allen möglichen Ämtern in Deutschland und Russland geklärt haben.

Nachdem wir den ganzen Tag in Tallinn in der Umgebung der Botschaft verbracht haben, ging es nun wieder zum Hafen, wo wir uns mit allen Freiwilligen aus unserer Region zum Zwischenseminar treffen sollten.
Als alle eingetrudelt sind, ging es gemeinsam aufs Schiff, das uns für einen Ausflug nach Stockholm bringen sollte.
Auf dem Schiff hat uns nach diesem ziemlich abenteuerlichen, ereignisreichen und vor allem nervenauftreibenden Tag der Himmel auf Erden erwartet.
Das Essen war ein Traum! Es gab einfach alles und nach 3 Monaten Selbstversorgung, hat auch einfach alles göttlich geschmeckt :D
Das ganze Seminar hat sich eigentlich nur ums Essen gedreht.
Nach dem Essen ging es dann noch in die Sauna den Tag entspannt ausklingen lassen.
Altstadt

Am nächsten Morgen ging es nach dem leckerem Frühstück nach Stockholm und wir haben in kleinen Gruppen die Stadt erkundet.
Svenja, Merle und ich sind dann durch die Altstadt (vorbei an den Geschäften, weil wir alle keinen Platz
mehr hatten :D) und entlang des Hafens geschlendert.
Nach 6 Stunden Stockholm, ging es dann auch schon wieder zurück auf die Fähre und zum Essen!
Davor hatten wir noch den Konferenzraum auf dem Schiff, wo wir allerdings eher alle zusammen saßen, unser Menü für das Hotel in Tallinn zusammengestellt und gequatscht haben.
Merle: "Die Schweden sind aber nicht so gut in Englisch..."
Nach dem Essen ging es für Einige noch in die Disco, aber ich war ziemlich geschafft vom Essen und die ganze Zeitverschiebung (St.Petersburg -6, Helsinki -2, Tallinn +1, Stockholm -1) und so bin ich schlafen gegangen.

Freitag war dann unser erster richtiger Tag in Tallinn.
Im Hotel angekommen haben wir zunächst unsere Koffer ausgepackt und hatten dann noch ein wenig Zeit zum Chillen.
Weihnachtsmarkt in Tallinn
Entspannt hab ich mich auf mein Bett fallen lassen und es gleich wieder bereut. Es hat einmal kurz geknackt und ich lag eine Etage tiefer als Merle neben mir. Das Essen vom Schiff und in Russland hat sich wohl bemerkbar gemacht...
Aber als wir dann unsere Betten zusammengeschoben haben, hat man den Riss in der Mitte des Bettes auch fast nicht mehr gesehen und so gings vergnügt zur Stadtbesichtigung.
Die Altstadt von Tallinn ist wirklich sehr schön und wir waren auch auf dem Weihnachtsmarkt.

Am Abend hab ich dann noch meine Eltern, die nach Estland gekommen sind, in einem Restaurant gesehen.

Samstag und Sonntag waren dann vom Inhalt noch etwas mehr produktiver für das Seminar und wir saßen in Gruppen zusammen, haben geredet, geplant und vorgestellt.

Die Zeit vom Seminar ging echt sehr schnell rum. Es war schön alle wiederzusehen, ein paar Anregungen zu bekommen und auch zu hören, dass andere die gleichen Probleme haben, wie ich (zu wenig Aufgaben in der Schule und gelegentliche Langeweile).
Nach einem tränenreichen Abschied ging es für mich am Sonntag weiter zu meinen Eltern, mit denen ich einmal quer durch Estland reisen wollte.
Von Sonntag bis Mittwoch haben wir alle möglichen Nationalparks, Städtchen und Städte Estlands besichtigt.
Es ging von Tallinn über das Fischerdorf Alja nach Rakvere. Dann weiter über viele kleine Dörfer nach Tartu, wo wir zwei Nächte waren. Zum Schluss sind wir von Tartu in ein Moorgebiet gefahren, wo wir 3 Stunden wandern waren und anschließend wieder nach Tallinn gefahren sind.
Am Mittwochmorgen ging es für mich dann wieder zurück nach Russland.
Die Zeit in Estland war echt cool. Es war sehr schön meine Eltern wiederzusehen, auch wenn ich auf den ein oder anderen Ratschlag meiner Mutter („Pass auf, der Tee ist heiß!“ und „NATALIE, zieh dir Handschuhe an!“) hätte verzichten können.
Mit Marilu vor der Basilius

Auf meinem Rückflug (Tallinn- Moskau- Tschita) hatte ich 7 Stunden Aufenthalt auf dem Flughafen in
Moskau.
Kreml und GUM












Auf meinem Flug dorthin habe ich eine italienische Studentin kennengelernt und wir wollten zusammen ein wenig durch Moskau gehen.
In Windeseile ging es dann vom Flughafen mit dem Zug in die Innenstadt durch die Straßen zum roten Platz.
Es waren echt nicht so viele Touristen vor der berühmten Basilius- Kathedrale. Dafür umso mehr in der Metro.
Moskau ist echt nicht meine Stadt, aber es war ganz cool, alles mal zu sehen.


Dann gings wieder zurück zum Flughafen und auf nach Tschita.

Jetzt bin ich seit einer Woche wieder hier. Es ist echt komisch, wieder alleine einzuschlafen und wieder den normalen Alltag hier zu haben.
In der Schule ist jetzt etwas mehr zu tun und die Zeit vergeht schneller.
Meine Cousine aus Polen kommt am 22. Dezember für zwei Wochen und ich kanns kaum erwarten.
Ich freu mich, auf die nächste Zeit und noch mehr, bald wieder nach Hause zu kommen.

Adios Amigos und bis bald

Eure Natalie