Freitag, 31. Januar 2014

Tiga Tundra und Tschita

Hallöchen :)

Der Januar ist jetzt auch schon vorbei und ich bin nur noch einen Monat in Tschita. Mir gefällts mittlerweile echt gut hier und im Gegensatz zum Anfang, könnt ich mir doch vorstellen, ein bisschen länger hier zu bleiben. Das hab ich vor allem meinen Freunden hier zu verdanken, die Non-Stop Unternehmungen planen :)

Anfang Januar war ich mit Marina, Yulia, Dorzhik, Alexej und Sergej in dem archäologischen Gebiet Menza.
Die Anderen sind bereits am 6. Januar dorthin gefahren und so musste ich am 8. alleine fahren.
Es hieß dann erstmal 8 Stunden Maschrutka fahren, bis ich in dem Dorf Chikoi bei der Adresse rausgelassen wurde, die mir Marina aufgeschrieben hat. Ich stand also vor dem Haus von dem Mann (Alexej Petrovich), der mich weiter aufs Land fahren würde.
Die Weite der Taiga
Alexej und seine Frau haben mich dann erstmal auf einen Tee in die Küche eingeladen, wo sie mir auch etwas zum Essen angeboten haben. Eine Schale voller Knochen vom Rind und noch irgendetwas anderes, was aus Schweinefuß gemacht wurde, wie sie mir erklärt haben. Ich habe dann kurzerhand entschlossen, Vegetarier zu sein und hab dankend abgelehnt :D

Dann sind wir mit einem Truck über Felder nach Menza gefahren. Den Ort kennen selbst die Leute aus Tschita nicht, da eigentlich nur Archäologen dahin fahren, um dort auszugraben.
Wir sind aber nicht aus archäologischen Gründen nach Menza gefahren, sondern einfach nur um ein bisschen vom Land zu sehen und aus Tschita raus zukommen :)
Der Fluss war dann aber doch ziemlich gefroren..
Da Menza also ziemlich außerhalb liegt, gab es natürlich keine Straßen sondern nur Wege bzw. zugefrorene Flüsse... Als ich dann doch etwas skeptisch Alexej gefragt habe, woher er denn weiß, ob das Eis des
Flusses überhaupt dick genug ist, um drüber zu fahren, meinte dieser nur soetwas wie "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!" Wenn wir dann zwischendurch mittem auf dem Fluss angehalten haben, um ein Foto zu machen, wurd mir doch etwas komisch.
Aber letztendlich sind wir Heile in Menza angekommen, wo die Marina und Co uns schon erwartet haben.

Die nächsten drei Tage haben wir zu sechst in einer Holzhütte gewohnt, die man selbst heizen musste. Nachts war es dann so kalt, dass das Wasser in den Eimern gefroren ist :D Das Wasser zum Kochen und Waschen mussten wir aus dem Fluss holen, der aber natürlich bei -35°C zugefrorer war. Die Jungs haben gleich zu
Anfang ein Loch im Fluss gemacht, das aber nach nur kurzer Zeit wieder zugefroren ist und so mussten wir jedes Mal erneut ein Loch machen, um an Wasser zu kommen. Wenn man dann einmal ein Loch hatte durfte man echt nicht zu lange warten, da das Eis binnen 10 Sekunden wieder zugefroren ist :D
Der Versuch an Wasser zu kommen
Die heißgeliebte Toilette

Es waren also ganz lustige Umstände. Nur die "Toilette", die sich 5 Minuten vom Haus entfernt befand, fand ich nicht ganz so lustig.. Ein Holzgestell mit einem Loch im Boden. Ich hab mir also immer mindestens 3 Mal überlegt, ob ich wirklich was essen oder trinken will :D


 



Alleine mitten in der russischen Pampa sind wir dann spazieren und wandern gegangen, und einmal ging es auch in die Banja (zum Abkühlen gings in den Schnee).





Ganz so allein waren wir dann aber doch nicht, wie
sich eines Abends herausgestellt hat. Zwei betrunkene Fischer haben an die Tür geklopft und sind dann erstmal für eine Weile da geblieben. Wir haben mit ihnen gegessen und uns unterhalten, bis wir dann doch schlafen wollten und die beiden gehen mussten.



Am nächsten Tag hat uns Alexej Petrovich wieder mit seinem Truck abgeholt. Allerdings gab es nur 5 Plätze für sieben Leute und so haben Dorzhik und ich beschlossen, es uns zwischen dem Gepäck auf der Tragefläche gemütlich zu machen :D Mit 4 Pullovern und zwei Jacken wurd es trotz Fahrtwind bei sibirischen Temperaturen nicht kalt. Wir sind dann erst eine Stunde wieder nach Chikoi gefahren und von dort aus wieder 8 Stunden mit Maschrutka nach Tschita.



 
Lange bin ich aber nicht in Tschita geblieben, da Marina und ich eine Woche später zu einer Freundin nach
Aginskoe gefahren sind, wo wir übers Wochenende geblieben sind. Wir haben zusammen gekocht, uns die Stadt angeguckt und den Dazan und ein Museum besichtigt :)
Auch in Aginskoe, was ziemlich ländlich gelegen ist, gab es kein Badezimmer im Haus, d.h dass nicht nur die "Toilette" auf dem Hof war, sondern man zum Waschen entweder in die Banja der Eltern gehen musste, oder aber ins Schwimmbad :D



Wenn ich dann mal in Tschita bin, treffe ich mich fast jeden Tag mit Marina und ihren Freunden. Wir kochen zusammen und versuchen uns gegenseitig mehr oder weniger Deutsch und Russisch beizubringen :D
An den regelmäßigen Strom- und Wasserausfall hab ich mich eigentlich schon gewöhnt und auch sonst ist für mich hier alles normal geworden.
Mittlerweile gehe ich sogar regelmäßig zum Step Aerobic, aber ich bin echt froh, wenn das Gehopse ein Ende hat :D Das ist wirklich nicht mein Sport und ich muss jedes Mal über mich selbst lachen, wenn ich mir vorstelle, wie komisch ich aussehen muss (Es gibt Gott sei Dank keine Spiegel!)
In der Schule hab ich regelmäßig zwei Klassen, die ich unterrichte. Eine 5. und eine 8. Klasse, wobei mir die pubertierenden Schüler manchmal meine Nerven rauben! Ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Klasse so schrecklich war :D
In der 5. Klasse hingegen sind sie eher etwas zu ruhig, da 50% der Mädchen malen.. Aber wenigstens schreien sie dabei nicht rum. In dieser Klasse gibt es einen Jungen, der "Stiopa" heißt. Ich bin bei den Namen aber immer noch nicht so sicher und hab ihn ausversehen einmal "Schopa" genannt, was so viel wie "Arsch" bedeutet... Aber ich glaube, dass er es nicht gehört hat. Ich hoffe es auf jeden Fall. Jedenfalls hat er in der Stunde an diesem Tag wirklich gut mitgearbeitet :D

So, dann bin ich gespannt, was im Februar noch so auf mich zukommt und dann heißt es Home sweet Home.
Bis bald :)

Natalie

Samstag, 11. Januar 2014

Weihnachtsstimmung in Sibirien

Buenos Dias!

In meinem Mülleimer hatte der Weihnachtsbaum leider wenig Halt
Am 23. Dezember kam ein weiterer Star nach Tschita: Meine Cousine Julia aus Polen hat mich über die Winterferien in Sibirien besucht.
Am ersten Tag hatten wirs noch sibirische -35°C, was aber von Tag zu Tag wärmer wurde und so war Julia auf der einen Seite etwas enttäuscht, nur -20°C zu haben, aber auf der anderen Seite ganz froh, weil so die Wimpern wenigstens nicht mehr eingefroren sind.
Nachdem ich ihr ein bisschen die Stadt gezeigt habe, ging es in den Supermarkt die Weihnachtseinkäufe erledigen.
Neben unserm Weihnachtsbaum, der eher einem Ast als einem Baum glich, haben wir aber eher wenig produktives für unser Weihnachtsessen gekauft und so wollten wir am nächsten Morgen früher raus.



Weihnachten
Es war das erste Mal, dass wir am 24. Dezember vor unseren Eltern wach waren. Nach deutscher Zeit waren wir allgemein noch nie so früh am Tag von Heilig Abend wach.. Nach sibirischer Zeit war es dann
aber doch schon 12 Uhr, als wir dann so langsam aufgestiegen sind.
Als wir uns dann mit ein bisschen Weihnachtsstimmung einstimmen wollten (was echt nicht so einfach war, in Tschita noch nichtmals die Weihnachtsdeko weihnachtlich sondern einfach nur kitschig aussah :D), überkam uns bei dem Text "So this is Christmas, and what have you done" dann doch das schlechte Gewissen, weil wir bis zu dem Zeitpunkt nichts gemacht haben.
Nachdem wir dann alles eingekauft haben, haben wir dann in aller Ruhe gekocht und es uns anschließend in meinem Zimmer gemütlich gemacht.

Unser Essen wurd im Laufe des Abends aber eher kalt gegessen, weil wir es irgendwie immer wieder geschafft haben, vor Lachen nicht essen zu können :D
Es war also ein echt anderes Weihnachten als sonst.
Jahre lang hab ich auf mein erstes Weihnachten gewartet, an dem ich keinen Karpfen in 50 verschiedenen Varianten essen muss, der mir in der Vorweihnachtszeit noch ein entspannendes Bad verwährt hat, weil der Fisch natürlich 2 Tage vorher noch in der eigenen Badewanne schwimmen muss, aber letztendlich hat es mir doch gefehlt.
Wir hatten ein echt entspanntes Weihnachten, aber es hat sich nicht wirklich wie Weihnachten angefühlt, weil doch irgendwie die Familie und der ganze Stress drum herum gefehlt hat.
Also freu ich mich jetzt schon auf das nächste Weihnachten, in der Hoffnung, dass meine Familie erbarmen mit mir hat und es vielleicht neben Karpfen doch noch etwas Leckeres gibt.

Silvester
Langlaufski mit Sergej, Marina und Julia
In Russland ist nicht wie bei uns Weihnachten DER Feiertag, sondern Silvester alias Nowy God.
Deswegen wollten wir Silvester mal auf die russische Weise erleben und haben es mit meiner Gastfamilie verbracht.
Allgemein feiert mein Silvester eine Woche vorher und auch noch eine Woche nachher, damit man es auch mit wirklich allen Leuten feiert :D
Das gilt auch für das Feuerwerk und so haben wir bereits am Morgen beim Kaffee aufs neue Jahr anstoßen können. Und auch noch Tage später, weil einfach immer mal wieder zwischen durch irgendjemand ein Feuerwerk hat steigen lassen.
Abends ging es dann also zur Familie, wo wir ein bisschen beim Kochen geholfen haben.
Silvesterfeier mit Freunden
Wirklich besonders fand ich den Feiertag allerdings nicht: Wir haben gegessen und nebenbei lief der Fernseher. Kurz vor 0:00 Uhr haben wir uns dann die Präsidentenrede angehört, bzw. Julia und ich eher angeguckt, und dann ging es kurze Zeit später nach draußen sich das Feuerwerk angucken.
Ich kann von Glück reden, dass ich noch Lebe :D Man sollte den Leuten beim Verkauf von Feuerwerkskörpern vielleicht eine Anleitung hinzufügen.. Das Feuerwerk war einfach überall und so sind mehrere Male wenige Meter neben uns Feuerwerkskörper explodiert.
Heilfroh, noch am Leben zu sein, sind meine Cousine und ich dann um halb 2 zum Platz gegangen, wo wir Marina und andere Freunde getroffen haben, mit denen wir dann den Rest der Nacht verbracht haben.

Eisbahn auf dem Leninplatz
Die erste Reise im neuen Jahr
Am 2. Januar sollte es dann nach Baikalsk zum Baikalsee gehen.
Ein paar Tage zu vor haben wir unsere Zugtickets gekauft. Stolz wie ein Pfau haben wir uns gefreut, dass wirs ganz ohne Wörterbuch geschafft haben... Fast, weil wir leider nicht bemerkt haben, dass unser Nachname wieder falsch geschrieben wurde. Man sollte eigentlich meinen, dass man aus seinen Fehlern lernt, aber weder Julia, die auf ihrem Visum Tjebicka hieß, noch ich (mein Nachname wurde bereits auf meinem Flugticket zum Zwischenseminar falsch geschrieben) haben darauf geachtet.
Getarnt als Julia und Natalie Trzebucki ging es dann zum Bahnhof. Nach dem Motto "Immer schön lächeln und freundlich sein" haben wirs auch problemlos in den Zug geschafft, wo wir unsere Plätze ganz hinten neben dem Klo und Raucherbereich hatten. Ein Traum für Kopfschmerzen!
Bahnhof in Baikalsk

Am nächsten Tag sollten wir um 16:00 in Baikalsk ankommen. Um kurz vor 4 haben wir uns dann schön in
unsere Winterklamotten eingepackt, um bloß nicht ermahnt zu werden, dass wir uns beeilen sollen, weil der Zug nur 1 Minute halten sollte.
Dabei haben wir leider nicht mit einberechnet, dass wir eine Stunde zurückgefahren sind. Es war also erst 15:00 Uhr und so saßen wir eine Stunde lang in voller Wintermontur im 28°C warmen Zug.

In Baikalsk haben wir uns eine Wohnung gemietet bzw. Marina aus Tschita hat sie für uns gemietet. Es sah dort exakt so aus, wie bei meiner Babcia in Polen, aber für die paar Tage war es voll und ganz in Ordnung :)
Unsere Aussicht aus der Wohnung aufs Skigebiet

Die Tage am Baikalsee gingen echt schnell vorbei.

Am 1. Tag waren wir im Skigebiet Ski und Snowboard fahren. Das Wetter war richtig schön sonnig und auch das Skigebiet war echt gut. Das beste war aber mit Abstand die Aussicht! Wenn man die Pisten runtergefahren ist, ist man direkt auf den Baikalsee hinzugefahren. Einfach der Wahnsinn.
Auf dem Lift haben wir dann auch einen Mann kennen gelernt, der mit einer Gruppe von Managern (der Baikalsee scheint die Manager anzuziehen) im Skiurlaub war und uns später in die Banja eingeladen hat.
Die Gruppe bestand allerdings aus 18 Männern und zwei Frauen, weswegen wir uns dann doch entschieden haben, müde zu sein und das Angebot dankend abgelehnt haben.
Die nächste Einladung ließ aber auch nicht lange auf sich warten.
Wir waren in einem Restaurant, haben gegessen und uns unterhalten und auf einmal kam ein Mann und wollte uns in den Zoo einladen um sich Affen anzugucken. Ich weiß nicht, ob das eine russische Metapher war, aber in dem Ort war meiner Meinung nach weit und breit kein Zoo. Also haben wir auch da lächelnd abgesagt.


Am Abend sind Julia und ich dann am Baikal spazieren gegangen und da hatte ich wirklich zum ersten Mal ein richtiges Sibirienfeeling: Tosender Baikal, Schneesturm, 1 meter Tiefschnee und weit und breit keine Menschenseele zu sehen.

Erste Ansätze vom gefrorenem Baikal


















Am 6. Januar ging es auch schon wieder zurück nach Tschita. Als wir der Vermieterin die Wohnungsschlüssel wiedergegeben haben, hat sie uns noch zum Abschied eine baldige schöne Hochzeit gewünscht, weil es ja mit 20 und 24 Jahren höchste Zeit wäre...
Für russische Verhältnisse sind wir wirklich schon in dem Alter, in dem man heiraten sollte.

Am nächsten Tag ist meine Cousine dann auch wieder nach Polen geflogen. Es war echt schön sie wieder zusehen und ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mich besucht hat :)
Außerdem war es auch echt interessant, die Eindrücke von anderen über die Situation hier zu hören:
- für sie sieht es auch so aus wie im 2. Weltkrieg
- das Personal ist häufig nicht sehr freundlich
- die Luft ist total trocken
- die Leute drängeln sehr oft und kommen einem dabei viel zu nah
- meine Freunde hier sind echt suuuuper :)

Für mich heißt es jetzt noch, die letzten Ferientage zu genießen und dann mit Motivation in die Arbeit zu starten, sodass die letzten Wochen auch schnell vorbei gehen :)

Tschussikowski
Natalie